Samstag, 3. September 2016
Boom.
heyley, 18:45h
Schon den ganzen Tag steht irgend jemand mit einer riesigen Boombox im Park direkt vor meinem Fenster und hört lautstark "Musik". Es macht mich wahnsinnig. Dass da überhaupt jemand steht und so einen Krach macht, und dass es dann ausgerechnet diese Art von Geräusch sein muss. Werde ich alt? Ja, das muss es wohl sein. In spätestens acht bis zehn Jahren werde ich mich aus dem Fenster hängen und runter keifen, die Jugend von heute solle sich am Riemen reißen und gefälligst ein bisschen Respekt zeigen vor den zivilisierten Leuten, die hier zu wohnen versuchen.
Ich kann das aber immerhin prima als Ausrede verwenden, um nicht meinen Klinikkoffer packen zu müssen. Ich bin so nervös vor diesem Klinikaufenthalt, auch wenn ich mich ganz freiwillig dafür entschieden habe. Ich weiß nicht, ob mir das wirklich helfen wird. Eigentlich bin ich ja überzeugt, dass solche Maßnahmen gut sind, aber jetzt kommen halt doch die Zweifel und Ängste. Und die Peinlichkeit. Wenn Leute nachfragen, warum denn, ich sei doch schonmal in sowas gewesen, was denn jetzt auf einmal los sei, dass ich da wieder hin will. Klar ist mir das peinlich, auch wenn ich weiß, dass es das nicht sein muss. Aber ich schäme mich dafür. Andere Leute kriegen ihr Leben auf die Reihe, ich nicht.
Jetzt sind da auch noch Leute im Park, die applaudieren und jubeln. Ich vermute, der Mensch mit der Boombox singt sogar selber?! Gottogott. Ghettogott.
Gestern vom Yoga verabschiedet. Heute vom Tanzkurs. Es wird ernst! Draußen sind irgendwelche Groupies und rasten aus. Ich bin neidisch. Also, dass die rumhüpfen und schreien und ausrasten können. Möchte ich jetzt auch. Aber nein, ich esse brav meine Spaghetti und überlege, welche Kosmetiktasche ich mitnehme, die hübschere oder die größere. Vermutlich werden es am Ende beide. Man muss zwar alles unterkriegen, aber man braucht ja auch was Schönes, fürs Auge!
Ich kann das aber immerhin prima als Ausrede verwenden, um nicht meinen Klinikkoffer packen zu müssen. Ich bin so nervös vor diesem Klinikaufenthalt, auch wenn ich mich ganz freiwillig dafür entschieden habe. Ich weiß nicht, ob mir das wirklich helfen wird. Eigentlich bin ich ja überzeugt, dass solche Maßnahmen gut sind, aber jetzt kommen halt doch die Zweifel und Ängste. Und die Peinlichkeit. Wenn Leute nachfragen, warum denn, ich sei doch schonmal in sowas gewesen, was denn jetzt auf einmal los sei, dass ich da wieder hin will. Klar ist mir das peinlich, auch wenn ich weiß, dass es das nicht sein muss. Aber ich schäme mich dafür. Andere Leute kriegen ihr Leben auf die Reihe, ich nicht.
Jetzt sind da auch noch Leute im Park, die applaudieren und jubeln. Ich vermute, der Mensch mit der Boombox singt sogar selber?! Gottogott. Ghettogott.
Gestern vom Yoga verabschiedet. Heute vom Tanzkurs. Es wird ernst! Draußen sind irgendwelche Groupies und rasten aus. Ich bin neidisch. Also, dass die rumhüpfen und schreien und ausrasten können. Möchte ich jetzt auch. Aber nein, ich esse brav meine Spaghetti und überlege, welche Kosmetiktasche ich mitnehme, die hübschere oder die größere. Vermutlich werden es am Ende beide. Man muss zwar alles unterkriegen, aber man braucht ja auch was Schönes, fürs Auge!
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al bern,
Samstag, 3. September 2016, 19:06
Ich glaube nicht ...
... dass andere Leute ihr Leben besser auf die Reihe kriegen, wobei das "besser" wohl auch interpretationsabhängig ist.
Ich glaube, die "breite Masse" kann einfach besser verdrängen.
Damit meine ich nicht die Wasserverdrängung wenn sie in die Badewanne steigen, sondern die Problemverdrängung im Alltag.
Das nicht nachdenken/fühlen müssen/brauchen/wollen.
Ich denke nicht, dass man dieses "Können" als besser bezeichnen kann.
Ich glaube, die "breite Masse" kann einfach besser verdrängen.
Damit meine ich nicht die Wasserverdrängung wenn sie in die Badewanne steigen, sondern die Problemverdrängung im Alltag.
Das nicht nachdenken/fühlen müssen/brauchen/wollen.
Ich denke nicht, dass man dieses "Können" als besser bezeichnen kann.
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heyley,
Sonntag, 4. September 2016, 11:32
Ich glaube schon.
Also, dass es Leute gibt, die es besser können. Auch Verdrängen ist ja ein Können. Also wenn Leute es schaffen, jeden Tag arbeiten zu gehen, Kinder großzuziehen oder sonst irgendwie klarzukommen, dann ist das eine Leistung, das sollte man auch anerkennen.
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dreadpan,
Samstag, 3. September 2016, 22:59
sehe gerade besoffen
eine dokumentation über heroinabhängige in den usa. wir kriegen unser leben auch nicht auf die reihe. habe mir schon überlegt, dass, wenn du aus der klinik wiederkommst, dass ich mich dann irgendwo einchecke, so staffellaufmäßig. auf jeden fall werde ich dich die nächsten wochen vermissen. und du, mach das beste draus! vielleicht gibts da ja auch tanztherapie, dann kannste schon früher wieder schreien und rumhopsen, als du dachtest! ;)
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heyley,
Sonntag, 4. September 2016, 11:34
Danke, Deadpan!
Ich werd dich auch vermissen, und deine Witze, und unser Blog! Und ich werde berichten, vielleicht ist das ja auch ein ganz guter Ort für dich! (Tatsächlich gibt es Tanztherapie!)
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helenetischer,
Sonntag, 4. September 2016, 14:55
Das Beste an einer Kölner Heilpraktikerschule, die von ehemaligen Osho-Sanyasins geleitet wurde, war deren Einstellung: Bevor dort jemand eine Ausbildung in humanistischer Psychotherapie machen durfte - musste er Eineinhalb Jahre selber "Therapie" als Selbsterfahrung machen und ALLE Therapien (es waren ca. acht, zehn...) als "Klient" durchlaufen.
Ich habe damals gedacht: Mannmannmann, so viel Geld für "Selbsterfahrung" und: Gottogott, wie viele Leichen werde ich wohl im Keller haben ...? Und: Tanztherapie, Rebirthing, Atemtherapie, dynamische Meditation ...die spinnen doch, diese Osho-Freaks...
Fazit: Nach eineinhalb Jahren war bei mir innen und außen nichts mehr so wie es war.
Ich hatte eine wilde, aufrührende, anregende, stressige, widersprüchliche, traurige, lustige, nachdenkliche, fruchtbare Zeit als "Patient" und als "Therapeut".
Im Nachhinein: Meine beste Zeit war die "in Therapie" - bei den ausgeflipptesten Therapeuten aller Zeiten. Osho sei Dank!
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute - und so viel Ver-rücktes wie Du kriegen kannst.
Die beste Therapie ist das, was DU daraus machst.
Helene
Ich habe damals gedacht: Mannmannmann, so viel Geld für "Selbsterfahrung" und: Gottogott, wie viele Leichen werde ich wohl im Keller haben ...? Und: Tanztherapie, Rebirthing, Atemtherapie, dynamische Meditation ...die spinnen doch, diese Osho-Freaks...
Fazit: Nach eineinhalb Jahren war bei mir innen und außen nichts mehr so wie es war.
Ich hatte eine wilde, aufrührende, anregende, stressige, widersprüchliche, traurige, lustige, nachdenkliche, fruchtbare Zeit als "Patient" und als "Therapeut".
Im Nachhinein: Meine beste Zeit war die "in Therapie" - bei den ausgeflipptesten Therapeuten aller Zeiten. Osho sei Dank!
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute - und so viel Ver-rücktes wie Du kriegen kannst.
Die beste Therapie ist das, was DU daraus machst.
Helene
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dreadpan,
Sonntag, 4. September 2016, 19:37
Das hört man gerne:
Dass jemand mal so richtig schwärmt von ihren Therapien. Ich bin ja von meinen Therapien im nachhinein ziemlich enttäuscht, aber das waren auch nur so unspektakuläre Kassenleistungen. Meine ehemalige Analytikerin, die immer noch meine Therapeutin ist, nur keine Analyse mehr macht, schwört ja jetzt auf Körpertherapie mit dem Ziel, vorgeburtliche Traumen aufzulösen und TIPI. Das funzt aber im Moment bei mir nicht, und ich bin kurz davor, abzubrechen, weil mir das alles zu esoterisch ist und nicht wissenschaftlich belegt. Sie meint, ich solle versuchen, mich drauf einzulassen. Und, dass meine Kopflastigkeit einen Nocebo-Effekt zur Folge hat. Ich sage zu ihr, sie soll mir lieber ein paar vernünftige Doppelblind-Studien zeigen und überhaupt Falsifizierbarkeit und Popper und Wissenschaftstheorie und Epistemik und sie sagt, da wäre sie noch nie gut drin gewesen und ich sage, ja ne is klar...
Und jetzt lese ich hier, dass Osho voll der Bringer ist! Von einer Bloggerin, die offensichtlich NICHT auf dem Kriegsfuß mit ihrer linken Gehirnhälfte steht. Hmmmmmmm. Sollten meine Versuche im Gegensatz zu meiner skeptischen Bewertung gar nicht ausgeflippt genug gewesen sein???? Muss gleich mal nach Osho-Läden in der Nähe googeln. Das letzte mal, dass ich mit den Leuten zu tun hatte, war in 1993 in Bielefeld, wo die eine 1A-lesbisch-schwule rauchfreie Disco veranstaltet hatten. Das haben die wirklich ziemlich gut hingekriegt. Aber Rot ziehe ich mich nicht an, das macht mich glatt 20 Kilo fetter!!!
Und jetzt lese ich hier, dass Osho voll der Bringer ist! Von einer Bloggerin, die offensichtlich NICHT auf dem Kriegsfuß mit ihrer linken Gehirnhälfte steht. Hmmmmmmm. Sollten meine Versuche im Gegensatz zu meiner skeptischen Bewertung gar nicht ausgeflippt genug gewesen sein???? Muss gleich mal nach Osho-Läden in der Nähe googeln. Das letzte mal, dass ich mit den Leuten zu tun hatte, war in 1993 in Bielefeld, wo die eine 1A-lesbisch-schwule rauchfreie Disco veranstaltet hatten. Das haben die wirklich ziemlich gut hingekriegt. Aber Rot ziehe ich mich nicht an, das macht mich glatt 20 Kilo fetter!!!
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helenetischer,
Sonntag, 4. September 2016, 21:34
Man trug Weiß
Jedenfalls NACH Bhagwans Tod, damals, in Köln, trugen die Sanyasins Weiß ...oder war das nur im UTA so, wenn jemand seine Mala bekam?
Was ich DAMALS gut fand: Oshos Witze. Und den Rat, ALLES zu hinterfragen - was ihn mit einschließt.
Also war diese Ausbildung nur so lange gut für mich, wie ich brauchte, nach einem nicht zufriedenstellenden Studium vom Kopf wieder zum Herzen zu kommen.
Ein sehr, sehr empfehlenswerter Film über diese Osho-Zeit vor ca. 20Jahren: "Sommer in Orange"!
Als "Selbsterfahrung" und Einstieg in das Thema "Therapie" war das DAMALS für mich wunderbar - aber NICHT empfehlenswert bei ernsthaften psychiatrische Erkrankungen!
Darüber habe ich mir später das Wissen an anderer Stelle - und durch eine "klassische" Ausbildung erworben.
Wenn mir etwas was gebracht hat, dann diese unterschiedlichsten Formen der Therapie - und Lernerfahrungen.
Was ich DAMALS gut fand: Oshos Witze. Und den Rat, ALLES zu hinterfragen - was ihn mit einschließt.
Also war diese Ausbildung nur so lange gut für mich, wie ich brauchte, nach einem nicht zufriedenstellenden Studium vom Kopf wieder zum Herzen zu kommen.
Ein sehr, sehr empfehlenswerter Film über diese Osho-Zeit vor ca. 20Jahren: "Sommer in Orange"!
Als "Selbsterfahrung" und Einstieg in das Thema "Therapie" war das DAMALS für mich wunderbar - aber NICHT empfehlenswert bei ernsthaften psychiatrische Erkrankungen!
Darüber habe ich mir später das Wissen an anderer Stelle - und durch eine "klassische" Ausbildung erworben.
Wenn mir etwas was gebracht hat, dann diese unterschiedlichsten Formen der Therapie - und Lernerfahrungen.
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heyley,
Montag, 5. September 2016, 11:38
Gottogott.
Also ich habe bisher auch nur die klassischen Varianten ausprobiert (VT, TP) und wage mich jetzt zum ersten Mal an etwas Alternatives heran. Was soll ich sagen, ich hab Angst. Angst, dass ich mich dem nicht öffnen und mich nicht darauf einlassen kann. Und auch Angst, dass ich das kann und dann Dinge ans Tageslicht kommen, die ich lieber nicht sehen würde :/ Ich bin so ein Angsthase, das gibt es nicht. Die nächsten Tage werde ich ein Nervenbündel sein, glaube ich!
Aber es nutzt ja alles nicht, irgendwas muss ja mit mir mal passieren.
Aber es nutzt ja alles nicht, irgendwas muss ja mit mir mal passieren.
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helenetischer,
Montag, 5. September 2016, 12:26
Verstehe.
Wenn ich vor neuen Herausforderungen und Ungewohntem stehe, habe ich auch Angst.
"Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten"
Hilde Domin
"Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten"
Hilde Domin
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al bern,
Montag, 5. September 2016, 17:30
Ich ...
... bin ja ein Fan von Osho's Buch "Mut", auch wenn ich sonst sehr skeptisch dem ganzen Bagh-Wahn gegenüberstehe. Aber dieses Buch hat mir tatsächlich mit geholfen.
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helenetischer,
Dienstag, 6. September 2016, 18:52
Ging mir ähnlich,
ich schwankte damals zwischen Begeisterung, Amüsement, Skepsis und Verurteilung.
Mein Buchtipp über die Osho-Szene von einem Journalisten, der "drin" war - und ausgestiegen ist: "Alles ganz easy in Santa Barbara", von Jörg Andrees Elten.
Mein Buchtipp über die Osho-Szene von einem Journalisten, der "drin" war - und ausgestiegen ist: "Alles ganz easy in Santa Barbara", von Jörg Andrees Elten.
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dreadpan,
Dienstag, 6. September 2016, 22:07
Ist schon eigenartig, wie viele Menschen, die zumindest mal Berührung mit der Therapie-Szene hatten,
auch zumindest mal Berührung mit den Lehren des bärtigen Rolls-Royce-Sammlers hatten. Als ich 2004 in der Klinik war, hatte ich eine Mit-Patientin, die sich da auch etwas auskannte, aber auch nicht unbedingt voll die hörige Jüngerin war. Ich mochte sie ziemlich gern, sie war fast so was wie meine Lieblings-Psycho-Kollegin ;) Das mit Osho hat sie irgendwann mal nebenbei erwähnt, missionarischer Eifer: Null. Dabei habe ich noch in der Schule (natürlich im Religionsunterricht! LOL) noch gelernt, wie gefährlich das alles ist. Sollte das damals etwa nur protestantische Propaganda gewesen sein??? Hmmmmmm. Muss mal nach den Büchern googeln...
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