Mittwoch, 25. Januar 2017
Leys Weg aus der Krise... Äh. Naja.
Erster Tag in der Reha.

"Guten Morgen, Frau Ley, füllen Sie bitte dies, dies, das, das hier auch noch und diese siebzehn Seiten vollständig aus. Sie haben heute Gespräche mit der Verwaltung, der Pflege, ihrer Therapeutin, der Ärztin und dem Chefarzt. Alles hintereinander weg. Aber kommen Sie erstmal an, wir wollen Sie nicht überfordern."

Verwaltung: "Wir brauchen hier für alles Ihre Unterschrift. Wenn wir uns einen Kaffee im Personalbüro holen, müssen Sie auch sofort kommen und uns gegenzeichnen, dass wir das dürfen."

Pflege: "Ich habe früher in der gleichen Einrichtung gearbeitet wie Sie. Gut, dass Sie sich haben krankschreiben lassen, das hält man ja auf die Dauer nicht aus."

Therapeutin: "Sie sind aber noch ganz schön belastet, oder? Bitte, weinen Sie ruhig, aber wir müssen schon auch ein bisschen auf die Zeit gucken..."

Ärztin: "Und Sie haben wirklich keine Probleme mit Alkohol oder Drogen?"

Chefarzt: "Wir sollen hier einschätzen, wie belastbar Sie sind, ob Sie wieder arbeiten können, wann und wo. Das müssen wir halt auch testen."

Alle Mitpatienten: "Ich bin die kränkste Person der Welt. Ich kann nicht mehr. Ich werd jetzt erstmal mindestens zwei Jahre krank machen, Reha hin oder her. Ich bin so furchtbar krank. Das Essen hier ist so schlimm, ich hab seit meiner Schulzeit nicht so schlecht gegessen. Es ist so ein Stress hier. Ich muss jetzt erstmal eine rauchen, so ein Stress ist das hier alles. Und kalt ist es hier auch. Und ich bin so furchtbar krank."

Ley: "Uff."

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Armes Ding!
Na, dann werde ich mir wohl doch etwas Zeit lassen, mit dem Ausfüllen meines Reha-Antrages. Gut, dass ich schon in einem früheren Kommentar mit meinen Wurstfingern meine Hoffnung zerquetscht habe!

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Chefarzt: "Wir sollen hier einschätzen, wie belastbar Sie sind, ob Sie wieder arbeiten können, wann und wo. Das müssen wir halt auch testen."

Mir kommt komischerweise ein Bild in den Kopp, wie man dir Crash-Test-Dummy-Markierungen auftattoot und dich dann in verschiedenen Variationen vor die Wand fahren lässt. Ich hoffe, es wird nicht ganz so schlimm! ;)

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Die erste und letzte Reha meines Lebens war auch ein Griff ins Klo: Mutter-Kind-Kur auf Langeoog; ich kam mir vor wie im Mädchenpensionat: Strenge Regeln, minimaler Service, anregungsarme Umgebung... die Kranken- oder Rentenkassen sollten einem einfach einen netten Urlaub finanzieren, wo man mal richtig abschalten kann - den/die Psychologe/in sucht man besser regelmäßig im Alltag auf und alles andere ist eh nur Geldverbrennung, oder?

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*kotz*
Solche Mitpatienten sind eine wahre Freude und echte Hilfe! *ironie off*
Halt durch! Ne andere Möglichkeit gibts ja leider nicht, Reha abbrechen ist meist seeehr ungut...

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hallo many-minds,
warum ist es so schlimm, eine reha abzubrechen, wenn sie einem mehr schadet als hilft? schließlich hat man sie ja beantragt, weil man sich besserung davon versprochen hat. man muss doch auch keine medikamente weiternehmen, wenn die nicht so wirken, wie man sich das erhofft hat.

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Ich hoffe
ihr habt alle auch die gewisse Ironie und Übertreibung in meinem Beitrag erkannt. SO schlimm ist es nun auch nicht, aber es ist schon anstrengender als Klinik. Man merkt, dass die Druck vom Kostenträger haben, dass Ergebnisse am Ende dabei herauskommen sollen. Aber vielleicht ist das auch nur mein erster Eindruck, weil ich überall immer den Leistungsdruck sehe und wahrnehme. Von den Jammerlappen und Jammerläppinnen habe ich mich heute ferngehalten, das war gut.

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ironie und übertreibung is klar
ich finds aber auch so ziemlich krass. war mir schon klar, dass es dich nicht total umgehauen hat. allerdings finde ich das mit dem leistungsdruck in einer reha ehrlich gesagt ziemlich schlimm. und das der da ist, der leistungsdruck ist offensichtlich, das bildest du dir ja nicht ein. ich persönlich halte von diesen "belastbarkeits-erprobungen" reichlich wenig, ich finde, belastungs-tests kann man mit ikea-sesseln machen, aber nicht mit menschen, außer vielleicht astronauten, soldaten und geheimagenten. echt jetzt. wenn denen nichts besseres einfällt als das, dann werde ich ganz sicher niemals in eine tagesklinik gehen. dann doch lieber lobotomie. ;)

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Ich mach gar nix davon und bin und bleib autonom chronisch. Ist auch eine Möglichkeit. Wegen Schizophrenie lass ich mich doch nicht einweisen. Niemals.

Warum sind da zwei Namen und nur ein Blog? A bisserl verwirrend ist das schon. Wer ist da eigentlich wer? Und beide psychisch total erledigt. Sehr eigenartig.

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Lieber Imperialist,
ich bin Ley und mein Mitblogger ist Dreadpan. Wir sind nicht eigenartig. Wir sind ziemlich cool.

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Aha danke. Nee wenn man es weiß ist es gut verständlich. Aber a Letten habt`s beide oder? Und du bist jetzt in der Anstalt oder so. Was hast eigentlich für einen Defekt? Oder geht es nur, wie der Dreadpean sagt, um einen Funktionscheck wie der TÜV das macht. Ich als offiziell schizophrener darf so reden. Ist schattenwelt-Sprache. Was hast für ein Leiden oder bist gar ein leidender Mensch? Falls psychisch was für Tabs schluckst du derzeit. Tabs und da vor allem die Dosis sagt eh alles. Psychische Defekte lassen sich am einfachsten an der Dosis festmachen. Ehrlich. Ich bin so im Mittelfeld. Fühl dich bitte nicht angegriffen. Ich kann mich da nicht immer sprachlich verbiegen.

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@dreadpan
Ich find daran nichts schlimm, ne Reha abzubrechen, sehe das wie du. Nur die Kostenträger fahren oft ihre ganze Bösartigkeit auf, wenn man eine Reha abgebrochen hat, und sich dann erdreistet, nochmal irgendwas vom Kostenträger zu wollen. Denen ist egal, warum man die Reha abgebrochen hat und dass der KT eigentlich selbst etwas davon hat, unsinnige/schädliche Maßnahmen nicht zu Ende finanzieren zu müssen, aber irgendwie fehlt denen diese Art des Denkens immer wieder.

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@ Dreadpan: Es ist so, wie Many Minds sagt, der Kostenträger wird sauer, wenn man was abbricht. Ich möchte es ja auch durchhalten, weil ich mir nach der schwierigen Anfangsphase sowas wie Besserung verspreche, und eine Perspektive.

@ Imperialist: Ich bin nicht in der Anstalt, ich bin in einer psychosomatischen Reha, die als Tagesklinik funktioniert. Bisher, nach den ersten drei Tagen, bin ich einfach sehr überfordert und erschöpft. Aber ich will bzw. muss irgendwann wieder arbeiten, und ich hoffe einfach, dass mir in der Reha jetzt irgendwelche Ideen kommen, wie ich das anstellen kann.
Mein Psycho-Diagnosezettel ist ziemlich lang. Ich hole ihn heute Nachmittag mal hervor und schreibe ihn dir auf. Dass man an den Tabletten irgendwas ablesen kann, halte ich persönlich für ein Gerücht. Wie kommst du auf diese Methode?
Und "a Letten" hat höchstens Dreadpan ;) Nicht wahr, Letti? Hihihi.

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@ many minds and heyley
Ich verstehe. Man verbaut sich die Möglichkeit in Zukunft andere (bessere) Reha-Maßnahmen bewilligt zu bekommen, wenn man laufende Rehas abbricht. Also sollte man Reha-Anbieter im Vorfeld immer unter die Lupe nehmen, bevor man sich für so was entscheidet. Das wäre jetzt die Konsequenz, die ich aus dieser Sache ziehen würde als Reha-Jungfrau. ;)

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Ja, aber
man kann ja vorher nie so richtig wissen, wie es wird? Ich hab mir ja zwei verschiedene Sachen angeguckt und Vorgespräche gehabt, bevor ich mich entschieden habe. Wie man dann tatsächlich darauf reagiert, weiß man halt erst, wenn es anfängt.

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@dreadpan
Wenn es einem gelingt, aus den vielen, oft widersprüchlichen, Infos über Rehaeinrichtungen etwas für sich passendes zu finden, ist das der Weg der Wahl. :-)

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@ imperialist
Sie lachen sich ja immer schlapp, wenn ich Ihnen meine lächerlich geringe Quetiapin-Dosis verrate! ;) Habe jetzt aber auch die halbe Tab wieder abgesetzt, weil mich 12,5 mg einfach so müde und träge machen, dass ich nur noch TV und Playstation kann! Ich habe ja auch ne ganz andere Diagnose als Sie und das als Augmentation zu 20 mg Cipralex bekommen, weil das alleine nicht mehr so richtig wirkt, seit ich das 2011 mal dummerweise für ein paar Monate abgesetzt habe und dann 2012 wieder damit angefangen habe. Die scheiß Krankenkassen in Deutschland waren nämlich der Meinung, dass das zu teuer sei! Ich war erst angepisst gewesen und dann fühlte ich mich herausgefordert und dachte, ich kann auch ohne die Tabs, ich zeig's dir Pharmaindustrie! Was arg nach hinten losgegangen ist. In den Cipralex-freien Monaten hat mein Psychiater dann so Sachen ausprobiert wie Lithium, Amitryptilin und ein Anti-Epileptikum, wo mir der Name jetzt nicht einfällt. Das war aber alles scheiße. Dann wieder Cipralex bekommen, aber war nicht mehr so wie früher, also dann mit Quietiapin rumgebastelt. Immer wieder abgesetzt und dann doch wieder genommen, um mal Ruhe zu haben vor der Angst. Lorazepam und Zopiclon helfen zwar viel besser, aber da kriege ich nur jeweils 20 von pro Quartal verschrieben, die ich sparsam einsetzten will, aber dann doch meistens alle innerhalb von zwei bis drei Wochen nehme und dann auf cold turkey oder Quetiapin. Ich bin so eine Art Mini-Quartals-Benzo-Junkie, was das angeht. Meine Diagnose ist ziemlich banal. Im Moment "F 33.9 G Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet". Feld-Wald-und-Wiesen-Depression, so uninteressant wie meine ganze Existenz ;)

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@heyley
So isses, man kann vielleicht schon mal ganz grob die Spreu vom Weizen im Vorfeld trennen, aber ob man dann guten oder halb verschimmelten Weizen kriegt, weiß man erst, wenn man in den Toast gebissen hat. (Ach wie ich schlechte Metaphern liebe! ;))
Aber bei dir hat sich der erste Eindruck ja auch schon wieder relativiert, wenn ich dich recht verstanden habe. Wünsche dir, dass sich die Anstrengungen lohnen, und du gestärkt aus der Reha wieder rausgehst!

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@many minds
Oh ja, die Infos sind in der Tat verwirrende bis widersprüchlich. Und das leider, je mehr man forscht. Wenn ich daran denke, auf was für krasse Unterschiede ich in diversen Foren gestoßen bin, was die Bewertung von Psychiatrischen und Psychosomatischen Kliniken angeht. Es gibt wohl keine Einrichtung, wo nicht mindestens eine Handvoll ehemaliger Patienten warnen, dass man AUF KEINEN FALL da hingehen soll, wenn einem sein Leben lieb ist. Und andere sagen von der selben Einrichtung, dass man ihnen dort das Leben gerettet hat. Und theoretisch kann ja der übelste Laden bei Vorgesprächs-Besuchen nur den Vorzeigeflügel und die Vorzeige-Ärztin vorzeigen und wenn man dann eincheckt sieht alles ganz anders aus. Naja, No Risk, no fun! ;)

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@Dreadpan: Ich weiß grad gar nicht so richtig, wo mir der Kopf steht. Beim Vorgespräch fand ich die Einrichtung total toll, an den ersten drei Tagen dachte ich einfach nur was ist das denn. Die Gespräche bei der Psychologin und der Sozialarbeiterin hab ich komplett durchgeheult, ich weiß selbst nicht so ganz, warum. Eigentlich waren die total nett und hilfsbereit! Na, mal sehen, wie es weitergeht. Vielleicht bin ich es auch nur einfach nicht mehr gewöhnt, morgens um 6 aufzustehen und irgendwo antanzen zu müssen.

@many minds: Hast du auch einen Blog? Und Reha-Erfahrung?

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Heyley, Dreadpan
nee die Tabs sind ein ganz wunderbarer Indikator bei psychischen Leiden. Die Tabs und die regelmäßige Einnahme. Dass und eine gewisse Krankheitseinsicht. Warum setzt ihr das Zeugs einfach so ab? was ist denn dass für eine Erkrankung wenn der Patient sagt so jetzt hab ich keinen Bock mehr. Einen Gips lässt ihr doch auch oben und ein Antibiotikum nimmt man auch wie vorgeschrieben. Wobei ich bin kein Fachmann bei Depressionen. Um Depression, ich werde sicherlich dann und wann auch welche haben, kümmere ich mich nicht. Bei Schizophrenie ist die Dosis alles. Ich bin nur der Chefe, so von Ahnung her, bei Seroquel, Wirkstoff Quetiapin. Wenn du da 600 mg am Tag wegdrückst gehört natürlich zur Schizo-Elite. Ich mach so um die 400mg.500 könnte ich auch. Aber ich muss ja Kleinstkunst machen. Manisch bin ich angeblich auch dafür gibt's Neurotop. Aber ich nehme die nur. Keine Ahnung wie dir wirken. Ich kümmere mich einfach nicht mehr darum.

Ich verstehe das ja alles mit Überforderung und uninteressante Existenz schon. Aber das ist doch kein Argument. Da biste an einem Ort, wo jemand für dich da ist und schon bist deswegen überfordert. Wie wäre es denn mit a bisserl mehr Mut. Aber sobald man jetzt sagt, stell dich nicht so an, mein Gott du bist ja nicht an der front unter Beschuss, disqualifiziert man sich auch schon. Für diese Wehleidigkeit, die euch unterstelle, wird man jetzt sofort jemanden finden der euch verteidigt.

Ich kann euch nur sagen wie es in der Schattenwelt ist. Mir hört niemand zu wenn ich mir einen herunterjammere. Da ist einfach niemand. Ich kann mich also auch nicht in die Krankheit fallen lassen. Das dürft ihr einfach nicht zulassen. Ich nehme die Tabs seit 15 Jahren. Ich hab natürlich den Vorteil dass mir schon als Kind niemand zuhörte. Freilich könnte ich auch aus dem Fenster springen, will aber von der naiven Vorstellung nicht ablassen, dass des Leben gelebt gehört, auch wenn kaum noch was davon da ist.

Sicherlich Depressionen sind scheiße. Da kann man nicht sagen mach mal. Aber Angststörungen, ich bitte euch. Schizophrenie produziert nix als Angst und Paranoia. Ich denke am Tag, in jedem freien Atemzug, dass ich diesen Tag nicht überlebe und bin noch immer da. Ich lebe in permanenter Todesangst. Mir ist schon bewusst das ich euch das nicht so vermitteln kann, dass des bei euch Sinn macht. Einstecken lernen ist eine ziemlich unterschätze Tugend. Die ist völlig aus der Mode.

Es kann aber auch sein dass ich in meiner Gefühlswelt so abgemagert bin, dass ihr einfach schon zu einer höheren Evolutionsstufe gehört und meine Herangehensweise einfach old School ist. Meine letzten Termin beim Psychiater hab ich nicht mal wahrgenommen. Gibt nix zu erzählen. Frag meinen Doc. Der wird das bestätigen. Wenn ich was zu erzählen habe schreibe ich das in mein Blog.

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@ Imperialist: Also ich habe meine Tabletten noch nie einfach so abgesetzt. Ich habe sie mal reduziert, in Absprache mit der Psychiaterin, aber das hat sich als nicht so gut herausgestellt.

Mit dem Wort Wehleidigkeit wäre ich vorsichtig. Ich glaube, wenn kein Mut und auch kein Wille zur Veränderung da wäre, wäre ich ja nicht in dieser Einrichtung. Aber dass es ein recht hohes Mitteilungsbedürfnis gibt, was meine Leiden angeht, räume ich gerne ein. Vor allem, weil ich mal "normal" war und mich noch nicht so ganz damit abfinden kann, dass ich das jetzt angeblich nicht mehr bin. Das muss schon noch eine Weile beweint und bejammert werden. Ich finde es nett, dass du dich trotzdem mit unserem Blog befasst und das Thema diskutierst. Natürlich soll das Leben gelebt werden, davon bin ich auch überzeugt. Ich bin auch überzeugt, dass man immer jemanden findet, dem es schlechter geht als einem selbst. Aber das heißt ja nicht, dass die eigene Situation gut ist, nur weil sie keine absoluten Katastrophen beinhaltet.

Dass die Tabletten ein guter Indikator sind, sehe ich nach wie vor anders. Bevor ich krankgeschrieben wurde, habe ich viele Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Es gab teilweise Medikamente, die keinerlei Indikation für die jeweilige Diagnose hatten, und trotzdem verschrieben wurden, weil sie angeblich "paradox" gewirkt haben. Es gab auch Patienten, die einfach nichts Anderes vertragen haben als ein völlig absurdes Medikament und das dann einfach genommen haben, bevor sie gar nichts nehmen. Also ich bin noch nicht überzeugt, dass das ein sicherer Indikator ist.

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Wir müssen uns da ja nicht einig werden. Ich hab wie gesagt nur Ahnung von Schizophrenie. Gibt niemanden mit dieser Diagnose, Ausnahmen bestätigen nur die Regel, der da bei Neuroleptika nicht anständig zu langt. Spätestens wenn ans Schlafen geht entlädt sich die ganze innere Anspannung und dann brauchst halt Tonnen von Schlafmittel weil du nicht zur Ruhe kommst. Ich stehe mit der Dosierung immer so an der Kippe. Könnt ich schon nach was draufsatteln

Ich will da nicht neun mal klug über Depressionen oder andere psychischen Defekte reden von denen ich keine Ahnung habe. Aber der Tenor allgemein ist in unserer Gesellschaft jammern und klagen ohne Ende und in einem fort. Ich hab meinen Arzt, der Migrationseltern hat und der die Sprache von Syrern und so spricht gefragt, wie die damit umgehen. Die sind ja zum Teil völlig durch den Wind. Die klagen viel weniger, weil sie überhaupt kein oder nur sehr wenig Bewusstsein über psychische Erkrankungen haben. Das ist schon ein Problem unser völlig verweichlichten Kultur, die ja alles an den Pranger stellt, was sich "Rückständig" anhört, und deswegen schlecht durchdacht scheint. Hier wird so getan als ob jeder in seinem Leid angenommen werden muss. Jetzt mal ehrlich. Wer will sich dass den anhören. Ich spreche jetzt nicht von schweren Traumata, sondern all den psychischen Durchschnittserkrankungen von der Stange. Das ist zum Teil schon auch ein Milieu-Ding.

Menschen aus der Schattenwelt hört doch beim Leiden niemand zu. Das traue ich mich zu behaupten. Dabei bin ich eh nur ein halber Schattenweltmensch. Mein Kumpel der Weiße ist Alkoholiker. Der hat kein Blog wo er jetzt sein Suchtverhalten beschreibt. Der säuft sich einfach analog zu Tode.

Auch für dich ist es nicht ratsam, wenn du in eine Tagesklinik gehst, die ja eine Hilfestellung ist, und den ersten Text den du darüber einstellst, ist eine einzige, wenn auch ironisch gemeinte Überforderungsarie. Ich weiß das berührt jetzt einen Punkt, an dem wir uns zwangsläufig von einander entfernen müssen. Mit dieser Einstellung wird das schwer, weil du dich schon von ersten Augenblick an verunmöglichst und untergräbst. Ich trau dir da wesentlich mehr zu. Kann aber auch sein dass du Angst hast gesund zu werden, weil du dann wieder zurück in die Tretmühle musst. Irgendetwas stimmt da nicht. Und ich denke das ist nicht die Krankheit an sich. So wie du das rezipierst.

Ich verstehe aber dass man mit einer psychischen Erkrankung, die nur eine Episode ist, wahrscheinlich anders umgeht, als wenn man chronisch erkrankt ist und keine Heilung mehr erfolgt, man also lernen muss sein Unglück so gut es eben geht zu verwalten. Aber auch wenn du als Invalide anerkannt wirst und nicht mehr raus musst, dann musst du doch auch einen Weg finden, mit der Erkrankung leben zu können.

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Also als "eine einzige Überforderungsarie"
war mein Text nun auch nicht gemeint. Es sollte witzig sein. Und ja, jetzt am Anfang der Maßnahme, bin ich überfordert. Das geht wohl den meisten so, habe ich inzwischen vernommen.

Ich wollte mich da auch nicht mit dir drüber streiten. Ich bin gerade auf dem Weg, herauszufinden, inwiefern da bei mir noch Heilung stattfinden kann, und das ist halt nicht leicht. Und den Gedanken, ob ich nur Angst habe vorm Gesundwerden, weil ich dann wieder in die Tretmühle muss, habe und hatte ich auch schon. Auch darauf suche ich noch die Antwort, deswegen bin ich ja in der Tagesklinik.

Ich hatte tatsächlich nur einen einzigen Patienten in meinem Job, der trotz massivster psychischer Probleme und auch Schlafstörungen keine Psychopharmaka nehmen wollte. Da hab ich mich auch immer gefragt, wieso das arme Ding sich so quält.

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Gut, wenn du gestattest, schließen wir das Thema so ab, dass du keine Angst vor deiner Wahrheit haben musst. Und wenn es darauf hinausläuft dass du nicht mehr arbeiten kannst, dann ist das eben so, verstehst. Da musst du dann aushalten können. Aber falls du wirklich chronisch krank bist, das ist man dann auch Abseits der bestehenden Verhältnisse, ich nehme immer und überall meine Tabs, auch in Kroatien am Balkon, wäre es ratsam, wenn du beginnst anders damit umzugehen. Nix vorschieben und nach hilfreichen Ausreden suchen, um vor dir und der Welt doch noch bestehen zu können. Mir hat die Diagnose "schizoaffektive Psychose" auch das Leben gerettet. Egal was die Leute davon halten. In einer Welt in der die Arbeitsbiografie noch immer alles ist, musst dann mit der Schande leben lernen. So einfach ist das.

Ich denke die Leute klagen auch, meistens prophylaktisch, weil der soziale Druck hier so hoch ist, und sie sich vor der Reaktion der Leute fürchten. Als Kranker muss man sich dann auch krank verhalten. Das erwarten die Leute von einem.

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@heyley - glaub ich?
Blog gibts, wird der nicht verlinkt? https://www.manymindsinside.blogger.de . Dreadpan wurde dort schon gesichtet. ;-)

Rehaeinrichtungen hab ich/wir insgesamt 6 Mal besucht, eine Tagesklinik getestet und Psychiatrien sind mir/uns auch nicht unbekannt.
Mittlerweile sehen wir Kliniken (Reha) als ungeeignet und unsinnig, denn da ist keine Erwerbsfähigkeit, die irgendwie wiederherzustellen wäre. Wir hatten nen Job, gleich nach der Ausbildung, aber auf Dauer konnte das nichts werden, das haben wir nun kapiert. Wir machen das aus unserem Leben was geht, versuchen Symptome zu verringern, auch wenn das ein endloser Kampf ist, aufgeben ist nichts für uns. Das Leben fing scheiße an, dann soll es gut enden!

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@ Many Minds - danke, und nein, der Blog wird im Namen nicht verlinkt!

Ich kann den Ansatz verstehen. Ich muss irgendwie noch durch den Klinikdschungel durch ;) Bin froh, dass du (oder möchtest du lieber mit "ihr" angesprochen werden?) einen Weg für dich gefunden hast?

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@Heyley
Du oder ihr, ist egal, wie es für dich passt. :-)

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