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Mittwoch, 5. Oktober 2016
Pälzisch für Anfänger
heyley, 19:26h
Liebe Leser, hiermit melde ich mich aus der Pampa. Vier Wochen Kontaktsperre und fehlendes W-Lan in der Klinik (ist nur für Privatpatienten zugänglich, und sonst gibt es im Ort nur einen Hotspot, wo man eine Stunde täglich in der Kälte sitzen und surfen kann) ließen meinerseits keine Mitarbeit an diesem Blog zu. Aber jetzt sitze ich hier draußen und kann berichten!
Auf den ersten Blick ist das hier ein ganz weltfremder Laden. Pampa, Wald, Berge, Menschen mit psychischen Erkrankungen und ohne Handy oder sonstigem Kontakt zur Außenwelt. Die ersten Tage konnte ich mich auch nur schwer drauf einlassen und habe fast den ganzen Tag im Zimmer gehockt und geweint. Dann ging es eine Woche lang bergauf, dann ging es eine Woche lang wieder schlecht und ich wollte alles abbrechen und mich zu Hause verschanzen, und jetzt fühle ich mich eigentlich ganz wohl. Ich bin umgeben von netten Menschen. Klar, ein paar Quoten-Idioten sind immer dabei. Eine Frau zum Beispiel atmet und weint überall, wo Gruppen zusammentreffen, so laut und emotional, dass man sich kaum noch unterhalten kann, hat dabei aber riesige Kopfhörer auf und will offensichtlich nicht angesprochen werden. Ein Mann eckt an, indem er die ostdeutschen Mitpatienten mit Stasi-Rängen anredet. Dann gibt es eine, die die inoffizielle Klinikketza (der Ketar hat theoretisch ein Zuhause, dort geht er aber nur zum Essen hin, den Rest des Tages tigert er übers Klinikgelände, lässt sich streicheln und treibt in der Waschküche sein Unwesen) nachts zum Schlafen mit in Bett genommen hat, als sei das ihr persönliches Haustier. Dramen untereinander gibt es auch, ein Kerl zum Beispiel hat andauernd was mit verschiedenen Frauen angefangen und dann wieder fallenlassen, wenn es ihm zu langweilig wurde. Er reiste relativ schnell nach meiner Anreise ab, aber man spricht noch jetzt auf dem Klinikgelände über ihn und welche seiner Mätressen er angeblich am liebsten gemocht haben soll.
Aber größtenteils gestaltet sich das Zusammenleben hier harmonisch, jeder deckt mal für die anderen den Tisch und man geht gemeinsam gern in das einzige Café am Ort.
Über die Therapien könnte ich hier ganze Bücher schreiben, dafür reicht die eine Hotspot-Stunde nicht aus. Ich wollte nur mal einen Gruß da lassen und berichten, dass es mir ganz gut geht, natürlich mit den üblichen Schwankungen. Die werden allerdings durch das Klinikumfeld ein bisschen abgefedert. Neulich wachte ich nachts mit Angstattacken auf und dachte Och nö, nicht schon wieder. Aber wenn man dann erstmal die ersten drei-vier Pflichttermine pro Tag absolviert hat, geht es irgendwie dann doch. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass es dann zu Hause wieder nicht mehr geht. Dann bin ich nämlich offiziell völlig ratlos.
Auf den ersten Blick ist das hier ein ganz weltfremder Laden. Pampa, Wald, Berge, Menschen mit psychischen Erkrankungen und ohne Handy oder sonstigem Kontakt zur Außenwelt. Die ersten Tage konnte ich mich auch nur schwer drauf einlassen und habe fast den ganzen Tag im Zimmer gehockt und geweint. Dann ging es eine Woche lang bergauf, dann ging es eine Woche lang wieder schlecht und ich wollte alles abbrechen und mich zu Hause verschanzen, und jetzt fühle ich mich eigentlich ganz wohl. Ich bin umgeben von netten Menschen. Klar, ein paar Quoten-Idioten sind immer dabei. Eine Frau zum Beispiel atmet und weint überall, wo Gruppen zusammentreffen, so laut und emotional, dass man sich kaum noch unterhalten kann, hat dabei aber riesige Kopfhörer auf und will offensichtlich nicht angesprochen werden. Ein Mann eckt an, indem er die ostdeutschen Mitpatienten mit Stasi-Rängen anredet. Dann gibt es eine, die die inoffizielle Klinikketza (der Ketar hat theoretisch ein Zuhause, dort geht er aber nur zum Essen hin, den Rest des Tages tigert er übers Klinikgelände, lässt sich streicheln und treibt in der Waschküche sein Unwesen) nachts zum Schlafen mit in Bett genommen hat, als sei das ihr persönliches Haustier. Dramen untereinander gibt es auch, ein Kerl zum Beispiel hat andauernd was mit verschiedenen Frauen angefangen und dann wieder fallenlassen, wenn es ihm zu langweilig wurde. Er reiste relativ schnell nach meiner Anreise ab, aber man spricht noch jetzt auf dem Klinikgelände über ihn und welche seiner Mätressen er angeblich am liebsten gemocht haben soll.
Aber größtenteils gestaltet sich das Zusammenleben hier harmonisch, jeder deckt mal für die anderen den Tisch und man geht gemeinsam gern in das einzige Café am Ort.
Über die Therapien könnte ich hier ganze Bücher schreiben, dafür reicht die eine Hotspot-Stunde nicht aus. Ich wollte nur mal einen Gruß da lassen und berichten, dass es mir ganz gut geht, natürlich mit den üblichen Schwankungen. Die werden allerdings durch das Klinikumfeld ein bisschen abgefedert. Neulich wachte ich nachts mit Angstattacken auf und dachte Och nö, nicht schon wieder. Aber wenn man dann erstmal die ersten drei-vier Pflichttermine pro Tag absolviert hat, geht es irgendwie dann doch. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass es dann zu Hause wieder nicht mehr geht. Dann bin ich nämlich offiziell völlig ratlos.
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