Freitag, 11. November 2016
Klassisches Morgentief. Ein Lehransatz für alle, die sowas nicht kennen.
Gedanken am Abend vor dem Schlafengehen:
Eigentlich ist alles ganz gut.
Gut, ich habe jetzt eine schlechte Lebensphase. Aber das werde ich überwinden.
Morgen ist ein neuer Tag.
Ich schaffe alles, was ich mir vorgenommen habe. Wenn nicht jetzt, dann bald.


Gedanken beim Aufwachen:
Gott, heute ist ja auch noch ein Tag!
Es ist so schrecklich.
Ich weiß gar nicht, wie ich den Tag heute schaffen soll.
Ich hab keine Lust auf Frühstück. Ich hab keine Lust auf Duschen. Ich hab keine Lust auf alles.
Ich werde nie wieder überhaupt irgendwas schaffen.
Am liebsten will ich im Bett bleiben und nichts hören, nichts sehen und nichts sagen.
Alle hassen mich. Ich bin allen zu anstrengend. Ich bin ja sogar mir selbst zu anstrengend.


Gedanken am Vormittag:
Ich bin so stolz auf mich, dass ich aus dem Bett gekommen bin. Ich habe zwar keine gekämmten Haare, nichts Vernünftiges an und will immer noch niemanden hören und sehen, aber ich bin aufgestanden. Mehr kann die Welt ja wohl auch nicht von mir verlangen.
Ich verdiene einen Preis dafür, dass ich überhaupt da bin.
Die Panik ist da, aber aushaltbar.
Vielleicht ziehe ich irgendwann die Rollläden hoch. Vielleicht.


Gedanken nach dem Mittagessen:
So, die Hälfte des Tages ist geschafft. Juhu! Wirklich, das ist das erste, worüber ich mich heute freue!
Vielleicht gehe ich ein bisschen raus.
Eigentlich möchte ich doch etwas/jemanden hören und sehen.


Gedanken am Abend:
Der Tag war jetzt insgesamt gar nicht so schlecht.
Was habe ich eigentlich? Mein Leben ist doch ganz schön.
Ich weiß, dass mich nicht alle hassen. Ich hasse mich auch selbst nicht.
Morgen wird ein guter Tag, für den ich mir etwas Schönes vorgenommen habe.


Gedanken am Abend vor dem Schlafengehen:
Eigentlich ist alles ganz gut...

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